8 Anzeichen für das Vorliegen von Eltern-Kind-Entfremdung oder auch PAS Parental Alienation Syndrom

(vs.anderer Beweggründe des Kindes, den Umgang zu verweigern)

Carolyn Steen - Psychologische Lebensberatung, Coaching, Krisenintervention

Meist erscheint es wie ein plötzliches Einsetzen, so dass ein entfremdeter Elternteil kaum oder gar nicht verstehen kann, was genau passiert ist – es gibt in der Erinnerung des Ziel Elternteils keine langsame und “erklärbare” Entwicklung die zu der Entfremdung führt. Manchmal ist es wichtig zu erkennen, dass es ein “bekanntes” Schema gibt, dass auf die eigene Situation mehr oder weniger gut anwendbar ist, um sich selber zu erklären, was geschieht und um dann fachlich kompetente und gute Hilfe zu finden.

Bei einer Beziehung zwischen Eltern und Kind handelt es sich um eine Liebesbeziehung. Liebesbeziehungen heilt man nicht mit Gewalt, Manipulation, Kampf und Streit, sondern mit Liebe. Diese beginnt immer bei uns selber.

Die oft erwähnten Anzeichen sind:

• Feldzugartiger Kampf zur Verunglimpfung des Ziel-Elternteils durch das Kind.

• Schwache, belang- bis sinnlose oder sogar absurde Begründung für die Zurückweisung des Ziel-Elternteils. Bei konkreter Nachfrage kann keine genaue und detaillierte Begründung genannt werden, sondern es werden konstruierte Behauptungen wiederholt. Rational ist eine Ablehnung aus den genannten Gründen nicht nachvollziehbar.

• Fehlen von Ambivalenz (Zwiespältigkeit) gegenüber beiden Elternteilen, wobei der eine Elternteil nur gut und der andere nur schlecht angesehen wird.

• Fehlen von schlechtem Gewissen über die schlechte Behandlung des Ziel-Elternteils. Totaler Mangel an emphatischer Reue für die zugefügte Verletzung, Trauer und Kränkung des Ziel-Elternteils

• Automatische (reflexhafte) Unterstützung des bevorzugten Elternteils.

• Verwendung “geliehener” Szenarien (“Du hast die Stiefkinder schon immer bevorzugt….”)

• Das Phänomen des “selbstständigen” Denkers (unangemessen erwachsener Sprachgebrauch und Kognition, Ausdrücke, Satzstruktur etc. “Meine eigene Entscheidung!”, “Mein eigener freier Wille”, “Die Mama/der Papa hat damit gar nichts zu tun”, “ich musste immer Schauspielern” – dies geschieht meist, weil das Kind durch häufiges Programmieren durch den abwehrenden Elternteil die Aussagen auswendig gelernt hat. Nicht, weil das Kind besonders reif oder kognitiv entwickelt ist, meist liegt das Gegenteil vor und das Kind ist in der emotional, kognitiven und sozialen Entwicklung nicht altersgemäß entwickelt.)

• Unterstützer, Freunde, Familie des Ziel-Elternteils werden ebenfalls komplett abgelehnt und zur Zielscheibe. In der gängigen Literatur unterscheidet man 5 Hauptkategorien der gängigen 17 Strategien des Abwehrenden Elternteils

• Vergiftende und beeinflussende Aussagen über den Ziel-Elternteil in denen dieser als lieblos, gefährlich und distanziert dargestellt wird. (“Wir haben Angst vor Dir!”, “Du hast die anderen immer mehr geliebt, als uns!”, “Du hörst uns nie zu!”)

• Kontakt zwischen Ziel-Elternteil und Kind wird (zunehmend) unterbunden oder erschwert.

• Erase und Replace des Ziel-Elternteils: Erinnerungen werden verzerrt und abgewertet, emotional und kognitive Umdeutung von Erinnerungen durch den abwehrenden Elternteil. (Gute Erinnerungen werden nicht zugelassen. Das Kind wird mit Liebesentzug, Trauer oder Angst des abwehrenden Elternteils oder Bedrohung für positive Schilderungen oder Erinnerungen bestraft)

• Ermutigung des Kindes, das Vertrauen des Ziel-Elternteils in die Kinder zu missbrauchen. (“Du sollst uns gefälligst vertrauen!!”, “Solange Du uns nicht vertraust kommen wir nicht mehr zu Dir!!” Vertrauen wird eingefordert und dabei gleichzeitig eine “Warnung” gesetzt, dass Vertrauen unberechtigt ist.)

• Untergraben der Autorität des Ziel-Elternteils. (“Der hat seine Erziehungsberechtigung verspielt!”, “Das war richtig, dass Du vor ihm “geflüchtet” bist!” etc…)

Viele Eltern, die von Eltern-Kind-Entfremdung betroffen sind, erhoffen sich über den Weg der gerichtlichen Auseinandersetzung und durch die Unterstützung durch das Jugendamt die Entfremdung aufzuhalten oder zu beheben. Doch obwohl ich jedem entfremdeten Elternteil dringend anrate, sich sehr kompetenten juristischen Rat einzuholen, möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass meine bisherige Erfahrung immer wieder gezeigt hat, dass die Entfremdung durch eine gerichtliche Auseinandersetzung extrem gefördert und in der Regel nicht verhindert wird. Das liegt in der Natur der Dynamik der Eltern-Kind Entfremdung begründet.

Es ist meiner Erfahrung nach sehr wichtig, dass betroffene Eltern erkennen und verstehen, was konkret vorgeht und dass die Entfremdung keine “normale” oder mit gängigen Erklärungsmodellen nachvollziehbare Entwicklung ist. Um diese Entwicklung aufzuhalten und umzukehren ist es allerdings notwendig, sich “contra-intuitiv” zu verhalten. Dies zu verstehen und zu lernen ist nicht immer ganz einfach und ich rate jedem entfremdeten Elternteil, sich gute fachliche Unterstützung zu suchen.

Bei einer Eltern-Kind-Beziehung handelt es sich um eine Liebesbeziehung. Liebesbeziehungen heilt man nicht mit Macht, Manipulation, Kampf und Gewalt, sondern mit Verständnis, Empathie und Liebe.

Carolyn Steen – Psychologische Lebensberatung, Coaching, Krisenintervention, Trennungs- und Scheidungsberatung – Im Mittelpunkt des Lebens