Die Eltern-Vereinbarung kann beitragen, Entfremdung vorzubeugen

Carolyn Steen
Carolyn Steen - Psychologische Lebensberatung, Coaching, Krisenintervention

Eine detaillierte und verbindliche Eltern-Vereinbarung kann dazu beitragen Entfremdung und Umgangsverweigerung nach Trennung und Scheidung zu verhindern.

Um potentielle und bestehende Konflikte während und nach Trennung und Scheidung im Sinne der gemeinsamen Kinder zu minimieren ist ein detaillierter und umfassender Plan, an den sich beide Elternteile halten können und der beispielsweise auch Themen wie Kommunikation und Umgang mit Finanzen umfasst, eine gute Lösung. Die Vereinbarung sollte dabei so verbindlich sein, dass sie nicht bei der erst besten Gelegenheit gekippt werden kann und gleichzeitig Flexibilität für die sich verändernden Bedürfnisse der Kinder bieten.

“The other often much prefers a clear answer, even if it is No, than continued indecision and waffling.”

William Ury

Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn sich Konflikte nach Trennung und Scheidung nicht de-eskalieren, sondern vielmehr eskalieren und zu hochstrittigen Auseinandersetzungen insbesondere zum Thema Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder führen. Um dem vorzubeugen ist eine Eltern-Vereinbarung von großem Vorteil, auch wenn sie erst während einer strittigen Krisenintervention geschlossen wird. Das Erarbeiten einer Vereinbarung stellt dann eine größere Herausforderung dar, kann aber auch weitere Eskalationen verhindern.

Eine umfassende Eltern-Vereinbarung enthält

  • Sorgerechtsvereinbarungen
  • Umgangsvereinbarungen
  • Transportvereinbarung zu Umgangszeiten (exakte Zeitangaben – auch beispielsweise welche Art von Verspätungen geduldet werden können sowie wann und wie sie kommuniziert werden)
  • Umgangsregelungen für Feiertage und Ferienzeiten
  • Umgang mit Krankheiten und Kommunikation hierüber
  • Vereinbarungen bezüglich der medizinischen Sorge und Versicherungsverträge
  • Kommunikationsvereinbarung zwischen den Eltern und zwischen abwesenden Elternteil und Kind
  • Kindesunterhalt und Mehr- sowie Sonderbedarf
  • Religion, Umgang mit Werten und Glauben
  • Umgang mit Fehlverhalten und Disziplinarmaßnahmen
  • Kommunikation mit Lehrern, Trainern, Ärzten etc.
  • Umgang mit melderechtlichen Themen
  • Einigung über außerschulische Aktivitäten
  • Reisen und Auslandsaufenthalte
  • Zuneigung, Respekt und körperliche Nähe und Zärtlichkeit zwischen Elternteil und Kind
  • Wegzug und neuer Arbeitsplatz
  • Unerreichbarkeit eines Elternteils
  • Kommunikation über neue Beziehungen, Stieffamilien, Halbgeschwister – Vereinbarung über Namen und Namensgebung
  • Vereinbarung über Einigungsmöglichkeiten bei Konflikten zwischen den Eltern

 

Je früher und detaillierte eine Eltern-Vereinbarung formuliert werden kann, desto geringer ist die Gefahr einer Eskalation oder der Hochstrittigkeit. Eine gute Vereinbarung bietet allen Beteiligten einen Rahmen, an dem sie sich auch während strittiger Episoden während der Trennung halten können.

Dies ist insbesondere für betroffene Kinder extrem wichtig, da sie in erster Linie mittel- bis langfristig nicht so sehr unter der Trennung der Eltern leiden, sondern unter Konflikten, Streit und dem daraus resultierenden Stress der Eltern. Sie geraten dann nicht selten zwischen die Fronten und werden zum Streitthema – dies ist extrem schädlich und hat nachhaltig negative Auswirkungen auf die Entwicklung eines Kindes.

Obwohl die allermeisten Eltern davon ausgehen, dass ihre Kinder die Streitigkeiten zwischen ihnen nicht wahrnehmen und angeblich nicht anwesend waren, als Auseinandersetzungen stattgefunden haben, ist inzwischen bekannt, dass dies in den allermeisten Fällen nicht zutrifft, sondern dass die Kinder in der Regel sehr wohl anwesend (wenn auch im Nebenzimmer) sind und unmittelbar den Streit erleben. Selbst Babies und Kleinkinder zeigen dabei unmittelbar Anzeichen von Stress, wenn ihre Eltern im Konflikt – insbesondere „über
sie“ stehen.

Die Bedürfnisse aller Kinder sind umfassend erforscht und dokumentiert. An erster Stelle steht dabei das Bedürfnis nach Schutz und Gewaltfreiheit. Schutz ist allerdings klar NICHT als Schutz „vor dem anderen Elternteil“ und dessen Werte, Lebensweise und Weltanschauungen zu sehen, wie dies oft bei eskalierenden Elternkonflikten von einem oder beiden Elternteilen verlangt wird, sondern insbesondere als Schutz vor Streit und Auseinandersetzungen der Eltern untereinander über die Belange der Kinder.

Eine tragfähige, detaillierte und verbindliche Vereinbarung bei gleichzeitig großer Flexibilität zu vereinbaren, während man sich in der Trennung oder Scheidung befindet, kann eine große Herausforderung darstellen. Meine Erfahrung ist, dass es sich lohnt, wenn Eltern an dieser Stelle in eine erstklassige Mediation investieren, die ihnen spätere sehr viel höhere Kosten für eventuelle gerichtliche Auseinandersetzungen erspart.

Carolyn Steen – Psychologische Lebensberatung, Coaching, Krisenintervention, Trennungs- und Scheidungsberatung – Im Mittelpunkt des Lebens